Ein Altenheim im schwedischen Göteborg startete im Februar 2015 das Pilotprojekt „Sechs-Stunden-Arbeitstag“ und reduzierte die Arbeitszeit der PflegerInnen auf sechs Stunden täglich bei vollen Bezügen. Das Projekt läuft zwar noch bis Ende 2016, es sind aber jetzt schon klare Vorteile erkennbar: Es gibt weniger Krankenstände sowie weniger Überstunden und das führt zu größerer Zufriedenheit. Bisher berichteten alle TeilnehmerInnen auch, dass sie mehr Energie hätten, entspannter seien und mehr Schlaf bekämen. Dadurch ist eine Verbesserung ihres Soziallebens erreicht worden, die von einer Optimierung ihrer Ruhephasen herrührt. Zudem haben die kürzeren Arbeitszeiten mehr Menschen in den Pflegeberuf gelockt.
Dass es hierbei nicht um einen Einzelfall handelt, beweist eine Toyota-Werkstatt in Göteborg: Schon 2002 hat diese nämlich auch einen 6-Stunden-Tag für ihre Mechaniker eingeführt. Diese arbeiten in zwei Schichten, von sechs Uhr morgens bis mittags, von mittags bis sechs Uhr abends. So ist die Werkstatt zwölf Stunden lang geöffnet, früher waren es nur acht. Das neue Schichtsystem ist günstiger, die Mitarbeiter freuen sich über die geschenkte Zeit und arbeiten effizienter. Trotz der überwiegenden Vorteile räumt die politische Linke aber ein, dass solche Projekte für eine einzige Kommune zu kostspielig sind.
Die Verteilung des erwirtschafteten Wohlstands zwischen Kapital und Arbeit hat sich in den letzten Jahrzehnten stark zulasten der arbeitenden Bevölkerung verschoben: der gesellschaftliche Reichtum ist äußerst ungleich verteilt, trotz Anstieg der Produktivität wurden die arbeitenden Menschen nicht nennenswert entlastet – etwa durch eine solche Arbeitszeitreduktion bei vollem Lohnausgleich. Arbeitsdruck und das Lohndumping haben aufgrund der wirtschaftlichen Situation und der hohen Zahl an Arbeitsuchenden in den letzten Jahren sogar zugenommen. Deshalb ist es höchste Zeit, im sozialdemokratischen Österreich einen ähnlichen Pilotversuch zu starten. Die 40-Stunden-Woche gibt es schon seit 1975, weswegen nicht auf Anhieb eine komplette Umstellung erfolgen kann. Es soll deshalb im Kleinen beginnen und von umsatzstarken Unternehmen getragen werden, denen genügend Ressourcen zur Verfügung stehen.
Die Bundeskonferenz der Jungen Generation fordert daher:
zum Anfang- aufgrund des offensichtlichen Erfolgs in Schweden einen Pilotversuch zu einem 6-Stunden-Arbeitstag. Dabei sollen zunächst in großen Unternehmen wie bspw. jene nach §221 (3) UGB (und bei Erfolg später auch in kleinen und mittleren Unternehmen) Pilotprojekte gestartet werden, in deren Rahmen die MitarbeiterInnen für einen bestimmten Zeitraum 30 Stunden in der Woche bei vollem Lohnausgleich arbeiten.
- ArbeitnehmerInnen mit höherem Freizeitbedarf sollen die Möglichkeit haben, ihr Interesse an einem solchen Platz in diesem Programm zu bekunden. Ggf. soll eine unabhängige kommissionelle Prüfung (e.g. durch die Sozialpartner) über die
29 08. Oktober 2016 | Protokoll der Bundeskonferenz 2016 | Junge Generation in der SPÖ
Vergabe der Kontingentplätze anhand einer Einschätzung der Dringlichkeit in den jeweiligen Einzelfällen entscheiden. - die Unternehmen erhalten Anreize für die Durchführung dieses Pilotprojekts (z.B. durch Anrechenbarkeit einer Teilnahme als besonderes soziales Engagement im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung, oder, wo sinnvoll, durch treffsichere Steuerbegünstigungen) und evaluieren nach einem bestimmten Zeitraum die Ergebnisse. Dies ermöglicht den Vergleich zur früheren Produktivität und eine genaue Einschätzung der Effizienz des 6-Stunden-Arbeitstages.